Aus dem (WoW)Leben eines Casuals

Posted by on 16. Februar 2011

Ich oute mich hier mal, für alle die es noch nicht wissen, oder nicht zu wissen wagten: ja, ich bin ein Casual, ein sogenannter Kacknoob oder auch Heuler, der alles geschenkt haben möchte und den ProSpielern den Content madig macht und Blizzard zu Nerfs zwingt, mit seiner ständigen Heulerei das alles viiieeel zu schwer sei für den hart arbeitenden Famielienvater, der ansonsten ja überhaupt keine Chance auf einen Raid oder epics hat.

Aber Halt! – Moment mal, Heuler? Kacknoob? Missgönner?

Ich glaub ich muss hier einmal etwas Klar stellen. In letzter Zeit häufen sich die Forenbeiträge in den offiziellen WoW Foren, von sowohl den sogenannten Casuals, als auch den sogenannten ProSpielern. Beide Fraktionen stehen scheinbar in einem absolut virtuellen Forenkleinkrieg. Es vergeht kaum ein Tag, wo nicht ein Thread aufgemacht wird, wo über den zu harten Schwierigkeitsgrad des aktuellen Contents (5er Heroinstanzen, Zeitaufwand für Equip sammeln, etc.) geweint wird und ebenso ein Gegenthread, wo über alles ist zu leicht und es gibt ja gar keine Herausforderungen mehr und ich steh nur noch in Sturmwind/Ogrimmar rum. Jetzt ist es so, das die jeweiligen Befürworter immer der Gegenseite die Schuld geben, das Blizzard so und so gehandelt und den Content entsprechend designed hat.

Ich versuch mich jetzt einmal an einer Erklärung anhand meines WoW Lebens und meiner Spielweise, warum die Casuals mal ein wenig leiser treten sollten. Ich denke mein Spielkonsum entspricht im großen und ganzen dem eines typischen Casuals. Doch was ist ein Casula überhaupt; und hier gehen die Meinungen bereits auseinander. Jarlskor hat auf seinem Blog einmal versucht eine Definition zu finden, was ihm meiner Meinung nach auch recht gut gelungen ist.

Meine Grundvoraussetzungen sind ideal um die Spielweise eines Casuals darzulegen. Ich bin Familienvater, arbeite täglich etwa neun Stunden + 1 ½ Stunden Fahrzeiten am Tag. Ich bin also etwa 11 Stunden (08:00 bis 19:00) nicht zu Hause. Dann soll das Familienleben ja auch nicht zu kurz kommen und so kann ich dann, wenn nicht grad ein Fernsehabend mit der Liebsten ansteht, etwa gegen 21:00 den Rechner einschalten. Dann gibt es Tage, da geht das dann auch schon mal um 20:00, aber früher definitiv nicht. Die Wochenenden gehören prinzipiell der Familie und dem Haushalt/Garten, so dass die Einloggzeiten auch am Wochenende etwa denen unter der Woche entsprechen. Ich hab, wenn ich einlogge prinzipiell selten genaue Vorstellungen von dem, was mich denn diesen (Spiel)Abend erwartet. Im großen und ganzen entscheide ich mich ganz spontan wozu ich grad Lust habe. Das können Twinks sein, die gelevelt werden, das kann der Main sein, der vielleicht eine Instanz macht oder die Berufe werden ein paar Pünktchen weiter geskillt oder es ergibt sich eine kleine RP Runde. Nebenbei wird dann noch ein bisschen gechatet und dann, je nach Müdigkeit nach 1 ½ bis drei Stunden später wieder ausgeloggt. So wird mein Hauptcharakter langsam aber sicher größer und stärker und gegen Ende eines Addons reicht es dann zumeist für Raids. Doch mir ist bewusst, das ich auf diese Weise bis zu diesem Punkt mal gerade soweit bin, das ich heroische Instanzen angehen kann, an Raids wage ich noch nichteinmal zu denken. Und auf diese Weise durchlebe ich den Content eines jeden Addons und das mit sehr viel Spaß seit nun fast fünf Jahren. Ich hab bis zum Ende (fast) alles gesehen, bis auf im Regelfall den Highend Content (so war ich bislang auch noch nie in ICC), doch den hole ich dann zumeist irgendwann im nachfolgenend Addon mit ein paar Freunden nach. Und  wenn ich dann soweit bin, dann kann es auch ruhig knackig sein, dann sollen wipes dazugehören und dann möchte ich auch was geboten bekommen und nicht einfach mit dem Finger auf der AoE Taste spammend durch einen Raid/Instanz rennen. Und jetzt kommt der Punkt, wo ich meine weinenden „angeblichen“ Casual Kollegen nicht verstehe. Warum muss ich den Anspruch haben, nach nur zwei Monaten des Addons alles gesehen zu haben, oder warum muss das Ausrüstungsbeschaffen nach so kurzer Zeit abgeschlossen sein? Macht ihr euch durch geforderte Vereinfachungen nicht auch selber das Spielerlebnis kaputt? Ich glaube, das jeder der hier jetzt sagt, er hätte ansonsten keinen Content mehr zur Verfügung, der ist in Wahrheit (zumindest von der Spielzeit her) kein Casual, sondern einfach nur Faul oder ein schlechter Spieler. Ich kann noch lange nicht klagen, das mir der Content ausgeht. Warum sollte ich mich beklagen dass ich nicht mit Progress Spielern mithalten kann? Weil es zu schwer sei? Was zu schwer? Die Instanzen? Die Zeit? Kann Zeit zu schwer sein? Warum muss ich als Spieler mit weniger Zeit immer alles sofort haben? Das Addon läuft doch nicht weg, es vergehen mindestens noch 1 ½ Jahre bis zum nächsten. Ist es am Ende nicht die Zeit, sondern nur der Neid? Der Neid darauf dass jemand weiter ist, besser spielt, ein besseres Zeitmanagement hat? Also liebe weinenden, vielleicht doch nicht so ganz Casual Spieler, liegt der Knackpunkt am Ende vielleicht doch nur bei Euch? Denkt einmal darüber nach!

Wie kann ich wann was erreichen, wie setze ich meine Prioritäten? Will ich ganz zuforderst mitspielen, so brauche ich entweder viel Zeit oder ein gutes Zeitmanagement. Ich z.B. habe weder das eine noch das andere, daher setze ich auch meine Ziele ganz anders als jemand der einen der beiden Punkte erfüllen kann. Und auch so ist es toll wenn ich dann eines dieser gesetzten Ziele erreicht habe, es macht Spaß und verlangt nach mehr. Und es ist auch völlig unabhängig davon, ob irgend jemand genau dieses Ziel bereits vor X Monaten erreicht hat. WoW ist schließlich kein Wettlauf, zumindest dann nicht, wenn man es als normales Hobby am Abend betreibt und nicht Progress orientiert spielt (und diesen Progress machen eh nur die Top 10 Gilden Weltweit unter sich aus). Im Endeffekt lebt das Spiel davon, was man selber daraus macht. Kann man für sich selber nichts mehr daraus machen, dann sollte man vielleicht einmal überlegen, ob man sich noch im richtigen Spiel befindet und ggf. mal pausieren.
Und vielleicht sollte Blizzard auch einmal seine Politik ein wenig überdenken und den gesamten Endcontent nicht nur auf Raids und Heroische Instanzen auslegen. Doch dazu schreibe ich zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas.

 

6 Responses to Aus dem (WoW)Leben eines Casuals

  1. Noch ein Casual

    Sehe ich genauso. Und ich stehe voll und ganz zu meinem Casual-Sein. Ich komme halt nur eine gewisse Zeit in der Woche zum Spielen – und im Moment sogar leider fast gar nicht 🙁
    Und das ist eigentlich ein großer Vorteil, eben weil man noch so viel vor sich hat, was andere schon vor Wochen und Monaten gelöst haben. Und auch, weil man nicht festgelegt ist. Markensammeln, Farmen, Tagesquesten, Raidtauglichkeit solche Pflichttermine kenne ich nicht. Diese Dinge kann ich machen muss es aber eben nicht . Insofern weiß ich auch, dass andere einfach mehr Skill oder vielleicht auch nur einfach mehr Equip haben als ich. Und dass es Highend-Content gibt, der diesen Leuten vorbehalten bleibt. Und damit kann ich gut leben und gönne es jedem, der sich einfach mehr erarbeitet hat. Zwar wünschte ich mir auch manchmal mehr Herausforderung, aber damit meine ich dann eher abwechslungsreichere Questen und nicht unbedingt schwerere Endgegner.

  2. Kai

    Also die abwechslungsreicheren Quests hast Du mit Cataclysm in Massen bekommen. Sowohl in den alten überarbeiteten Gebieten, die sich so allemal lohnen erneut durchzuquesten (auch mit dem Mainchar), als auch in den fünf neuen Gebieten. Einzig Hyjal lässt sich meiner Meinung nach etwas „schwer“ an, das aber nur am Anfang. Ganz besonder sticht Uldum und Vashj’ir heraus. Jedoch sind die Gegner wesentlich schwerer, was sich nach den ersten paar Quests allerdings nicht mehr so sehr als Problem herausstellt, so bekommt man doch bereits bei den ersten Quests als Belohnung Ausrüstungsgegenstände, die denen aus ICC, also T10, zumindest vom Itemlevel her entsprechen. Teilweise sind die Questreihen ganz großes Kino, absolut episch. Nur schade, das es auf hochstufigem Bereich dann nicht mehr davon gibt, der ganze Spaß ist dann leider etwas „schnell“ vorbei.

    lg

  3. xixuu

    Joa, ich zähle mich auch zu den Casuals.
    Jedenfalls seit ich nicht mehr regelmäßig im Gildenverbund raide (und alles was dazu gehört). Einloggen und spielen nach dem Lust-Frust-Prinzip. Mal kommen Phasen, da sitz ich jeden Tag davor und auch mal ein Wochenende sehr viel und dann gibt es Phasen da bin ich eine oder mehrere Wochen nur wenig online, mal 1-2 Stunden pro Woche maximal.

    Von daher: Ich stimme deiner Aussage voll zu! Das Problem liegt darin, dass die sogenannten Casuals die sich in den Foren immer aufregen, einfach in Wirklichkeit neidisch sind und es ihnen nur um den Endcontent und die Items geht. Spiel-SPASS an allem was Blizzard auf dem Weg dahin aufgebaut hat interessiert die meisten davon nicht. Leider! Damit sind sie meist selbst schuld, wenns Ihnen nicht gefällt. Wie du so schön beschrieben hast.

    Von der anderen Seite her betrachtet ist es nicht so, dass Blizz alles nur für die Vielspieler macht. Denn wenn man wirklich Zeit hat und viel Zeit investiert (incl. häufig raiden), dann wird das Spiel schnell fad, denn man hat ziemlich fix alles gesehen und gemacht und kann sich nur noch mit extremen Sachen bei Laune halten. Spreche auch Erfahrung. Und den x-ten Twink auf gutes Raidniveau zu pushen ist auch langweilig ziemlich schnell.

    Von daher scheint es doch recht ausgeglichen zu sein, was uns der Spieleproduzent da in Summe präsentiert.

    P.S. Bzgl. Blog schreiben bist du kein Casual^^
    Da gehts bei mir genau wie beim Spielen zurzeit, mal Lust was zu machen, häufig aber geht anderes vor und es passiert bei mir im Blog länger gar nüscht! 😉

    • Kai

      Von der anderen Seite her betrachtet ist es nicht so, dass Blizz alles nur für die Vielspieler macht. Denn wenn man wirklich Zeit hat und viel Zeit investiert (incl. häufig raiden), dann wird das Spiel schnell fad, denn man hat ziemlich fix alles gesehen und gemacht und kann sich nur noch mit extremen Sachen bei Laune halten.

      Was meiner Meinung nach fehlt, aber dazu schreibe ich dann demnächst nochmal etwas, ist ein ausgewogener „Zwischendrincontent“, der alle Spieler anspricht und für mehr oder weniger Kurzweil sorgen kann. Die ganzen Weltevents sind da z.B. so eine Sache, allerdings sind die meisten inzwischen ziemlich ausgelutscht und da gehört einmal frischer Wind rein.

  4. vierzwo

    Hiho,
    ich raide, also bin ich ProSpieler – nee, natürlich nicht. Mein Tagesablauf entspricht ungefähr Deinem Kai. Meine WoW-Spielzeit dürfte fast geringer sein, da ich in der Regel 2-3 mal die Woche zu unseren 10er-Raids erscheine und ansonsten allenfalls die Juwe-daily mache. Dafür sehe ich viele andere Dinge in WoW nicht, kenne viele neue Gebiete nicht (und lese deshalb immer gerne Deine Berichte^^) mein Worg kommt über Lvl 7 nicht hinaus, Archälogie ist für mich ein Fremdwort, die tägliche daily-hc kenne ich kaum, meine twinks sind lange nicht auf der Höchststufe und ansonsten „entgeht“ mir auch viel. So ist das eben und es ist auch völlig ok so. Bedauerlich wäre es für meine persönliche Situation, wenn ich so viel Zeit hätte, um all das, was ich nicht in WoW machen kann, plötzlich machen könnte.

    Jeder kann das in WoW machen, was ihm gefällt – für mich sind das Raids und das geht auch mit eher knappen Zeitbudget. Aber DU und ich spilen seit mehr als 5 Jahren und sind nicht erst mit WotLK eingestiegen und dadurch WoW-sozialisiert worden. Wäre ich mit WotLK „groß“ geworden, könnte ich veilleicht auch nicht nachvollziehen, weshalb ich plötzlich nicht mehr „full-epic“ bin, vielleicht wüsste ich auch nicht, dass es darum gar nicht geht. In der überwiegenden Anzahl von Raidgemeinschaften geht es nach meiner Erfahrung nicht darum, epics zu erlangen – jedenfalls nicht in erster Linie und nicht bei den Leuten, die den Raid tragen -, sondern darum, gemeinsam einen bestimmten encounter zu „knacken“, sich zu verbessern, Rollen aufeinander abzustimmen und ein „perfektes“ Zusammenspiel zu erreichen. Das macht mir aber nur Spass, wenn der Boss eine Herausforderung darstellt. Ich teile also Deien Ansicht, auch wenn ich dabei aus einer anderen Richtung schaue.

    Grüße

    • Kai

      In der überwiegenden Anzahl von Raidgemeinschaften geht es nach meiner Erfahrung nicht darum, epics zu erlangen – jedenfalls nicht in erster Linie und nicht bei den Leuten, die den Raid tragen -, sondern darum, gemeinsam einen bestimmten encounter zu „knacken“, sich zu verbessern, Rollen aufeinander abzustimmen und ein „perfektes“ Zusammenspiel zu erreichen. Das macht mir aber nur Spass, wenn der Boss eine Herausforderung darstellt.

      Das sehe ich ganz genauso. Ich kann logischerweise das ganze nicht aus der Sicht eines Raiders beschreiben, aber ich kenne viele, für die nur das zählt, was Du da beschrieben hast. Das es dann dabei auch epische Ausrüstung gibt, das ist dann ein netter Nebeneffekt. Und wie ich schon sagte, ich will nicht, wenn ich dann irgendwann einmal Heros mache oder auch mal in einen Raid reinschnupper, alles easy going haben, sondern es soll auch für mich eine Herausforderung sein. Wie Xixxu oben schon schrieb, ich glaube bei vielen ist da der Neidfaktor sehr sehr hoch. Und wegen des ganzen Neides übersehen dann die Spieler den eigentlichen Content, der für sie gedacht ist *kopfschüttel*. Aber es kann schon sein, was du sagts, das viele WotLK Einsteiger damit ein Problem haben. Aber so ist es nun einmal, Dinge verändern sich und man muss sich anpassen.

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