Da ich jetzt schon ein paar mal gefragt wurde, wie man Fotos von der Milchstraße macht, schreibe ich hier mal kurz mein dafür angeeignetes Wissen und meine bis jetzt gemachten Erfahrungen auf und eröffne damit auch gleich mal wieder, nach über einem Jahr Pause, meinen Blog.
Aufnahmetechnik von Milchstraßenfotos
Die Ausrüstung:
Zunächst benötigt man eine Kamera, welche sich komplett Manuell bedienen lässt, also einen „M“ Modus hat. Das sind in der Regel DSLR, SLT oder Systemkameras. Einige höherwertige Kompaktkameras können auch im M-Modus betrieben werden. Dieser Manuelle Modus ist deswegen wichtig, da jede Kameraautomatik in der Nacht versagen würde und vermutlich nur Bildmatsch liefern würde. Das zweite wichtige Ausrüstungsstück ist ein Stativ, damit die Kamera sicher und bewegungslos belichten kann.
Ein Fernauslöser wäre auch noch von Vorteil ist aber kein Muss, da stattdessen auch der
Selbstauslöser verwendet werden kann. Er ist aber komfortabler.
Als Sinnvoll hat sich in der Nacht noch eine Taschenlampe und eine Thermoskanne
Heißgetränk herausgestellt. Und je nach Ort und Jahreszeit entsprechende Kleidung.
Die Vorbereitung:
Die Milchstraße aufnehmen geht nur in einer Mondlosen Nacht. Also entweder in den paar Tagen um Neumond herum, oder zu einer Zeit, wo der Mond noch nicht aufgegangen ist oder bereits wieder untergegangen ist.
Die Milchstraße zeigt sich mit ihrem Zentrum, welches bei uns nur direkt über dem Horizont zu sehen ist, bei uns im Zeitraum von April bis Oktober Richtung Süd/Süd-Ost.
Wann genau und in welcher Richtung das Zentrum der Milchstraße über dem Horizont zu
sehen ist, kann man mit verschiedenen Apps für’s Smartphone bestimmen (ich nutze PlanIt! für Fotografen).
Ganz wichtig ist natürlich noch eine ziemlich dunkle Umgebung, von der es leider bei uns
in Mitteleuropa nicht mehr all zuviele gibt. Doch ein paar recht Dunkle Flecken sind
eigentlich fast überall noch zu finden. Einen recht guten Überblick kann man sich
z.B. mit einer Karte der Lichtverschmutzung machen.
Die Aufnahme:
Die Milchstraße nimmt man am besten mit einem Weitwinkel auf und im Optimalfall
besitzt dieses auch noch eine recht hohe Lichtstärke (f/2,8 oder f/1,8).
Es geht aber auch mit den sogenannten Kit-Objektiven, die im Regelfall aber nicht
besonders Lichtstark sind.
Doch welche Einstellungen sind jetzt an der Kamera zu wählen. Wie Eingangs schon erwähnt, muss die Kamera im M-Modus betrieben werden. Dann ist es ganz wichtig, das man im RAW Format die Bilder macht, blos kein JPG verwenden, hier gehen zu viele
Bildinformationen verloren. Den Weißabgleich kann man auf AUTO lassen, der wird dann später in der Nachbearbeitung passend eingestellt.
Die Blende wird nun so weit es geht geöffnet, denn wir wollen ja kein Licht verschenken.
Also bei einem Objektiv mit f/2
,8 stellt man Blende 2,8 ein, bei einem Objektiv mit
f/3,5, wählt man Blende 3,5.
Die Belichtungszeit orientiert sich an der Brennweite. Hier stellt man eine Belichtungszeit ein, bei der gerade noch keine Sternenspuren zu erkennen sind. Bekanntlich dreht sich ja die Erde, und je länger man nun belichtet, umso mehr von dieser Drehung der Erde wird auf dem Bild in Form von „verwischten“ Sternen sichtbar. Je mehr Weitwinkel, umso
länger kann die Belichtungszeit sein ohne das Sternenspuren sichtbar werden.
Im groben, um sich zu orientieren, kann man hierfür die folgende Formel verwenden:
500/Brennweite*Crop-Faktor = max Belichtungszeit
Hat man eine APS-C Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5 (z.B. wie ich die Nikon D5300) und verwendet ein Objektiv mit 18mm Brennweite, so lautet die Rechnung:
500/18*1,5 = 18,5
Man kann mit dieser Kombination also max. mit 18,5 Sekunden belichten. Da es eine solche Einstellung nicht gibt, wählt man 15 Sekunden als Richtwert.
Verwendet man eine Vollformatkamera, so lässt man den Crop-Faktor in der Rechnung einfach weg, also rechnet man im gleichen Beispiel:
500/18 = 27,7 -> also 30 Sekunden als groben Richtwert.
Wichtig ist noch die ISO Einstellung. Hier sollte man so hoch wie möglich einstellen. Wie gesagt, Licht gibt es in der Nacht nicht zum Nulltarif. Für neuere Kameras, also Kameramodelle der letzten 3-4 Jahre, sollte bei APS-C Kameras der ISO auf ISO 3200 gestellt werden und bei Vollformat Kameras auf ISO 6400. Bei älteren Kameramodellen, oder kleineren Sensoren sollte man mal bei ISO 1600 beginnen und dann je nach Rauschverhalten nach oben, bzw nach unten korrigieren.
Zum Schluss muss nun nur noch auf Unendlich fokussiert werden. Dafür muss der Autofokus abgeschaltet werden, denn im Dunkeln würde er sowieso zu keinem Ergebnis kommen, da ihm die Kontraste fehlen. Am besten fokussiert man ein paar Sterne, oder sehr weit entfernte Lichter an. Nun fokussiert man solange, bis die Lichtpunkte der Sterne
am kleinsten sind, dann hat man die maximale Schärfe erreicht.
Am besten geht dies im Lifeview und hier am besten noch mit der Lupe das Bild vergrößern.
Dann nur noch die Kamera auf dem Stativ ausrichten (bei DSLR die Spiegelvorauslösung aktivieren) und mit Hilfe des Fernauslösers die Kamera auslösen (Wichtig ist noch, das, wenn die Kamera auf einem Stativ steht, die Bildstabilisierung auszuschalten ist). Ein Fernauslöser ist deshalb zu empfehlen um Erschütterungen der Kamera beim drücken des Auslösers zu vermeiden. Alternativ kann man hier auch den Selbstauslöser der Kamera verwenden.
Ich glaube das waren die wichtigsten Punkte
, die es zu beachten gibt.
Und so bleibt mir nur noch, jedem der es mal versuchen möchte, einen klaren Himmel
und viel Erfolg zu wünschen.
Guter Artikel, danke für die Fotos, eigentlich sind die Fotos auch schön. Übrigens kann dieser Blog auch für einige Leser nützlich sein 🙂 http://fixthephoto.com/blog/