Klare Luft, kühle Temperaturen und Sternenklar, so präsentierte sich mir gestern Nacht draußen die Gegend. Da ich mich noch nie an Nachtaufnahmen herangewagt hatte, war dies die Möglichkeit für mich einmal erste Schritte zu wagen. Zuvor jedoch musste ich mich noch einmal kurz belesen. Im Prinzip wusste ich ja, wie man zu guten Nachtfotos kommt, doch selber ausprobiert hatte ich es ja noch nie, daher rief ich mir ein sehr ausführlich geschriebenes Tutorial wieder in den Sinn und begann noch einmal mir die Theorie zur Nachtfotografie durchzulesen um später auch ja alles zu bedenken.
Dann war es soweit, ich fühlte mich gewappnet und kramte meine Sachen zusammen. Fototasche; schnell noch einmal die Akkus überprüfen, Stativ, warme Jacke denn es zog draußen langsam ein wenig an, Mütze und ganz wichtig einen vollen Thermosbecher heißen Kaffe. Also auf zum Auto und zu meiner ersten Location gefahren. Nicht weit weg von unserem Haus, zum Hauptplatz bzw. Kurpark Bad Sauerbrunn. Ich glaube dort lief ich erst einmal drei mal komplett im Kreis und versuchte aus allen Winkeln passende Motive zu finden. Irgendwie gar nicht mal so leicht, auch wenn ich sicherlich schon hundert mal hier war, doch das war immer am Tage und wenn am Abend, dann zu einer Veranstaltung oder schnell durch, um woanders hin zu gelangen.
Nach abchecken der für mich interessantesten Punkte kam nun endlich die Kamer zum Einsatz. Ich rief mir kurz die wichtigsten Eckpfeiler der Nachtfotografie ins Gedachtnis zurück (möglichst kleine ISO, eher eine mittlere Blende) und stellte daraufhin die Kamera im manuellen Modus ein und schoss ein erstes Testbild. War auch gar nicht einmal so schlecht, allerdings war irgendwie alles schief. Ich stellte fest, das die Kamera im finsteren auszurichten, gar nicht mal so leicht ist. Ich habe zwar am Stativ eine kleine Libelle, doch die war im dunklen so gar nicht zu erkennen. Merke: fürs nächste mal eine Taschenlampe mitnehmen. Also richtete ich die Kamera anhand einiger geschossener Bilder aus und probierte dabei auch gleich verschiedene Kombinationen von Blende und Belichtungszeit. Mir persönlich gefielen dabei die Bilder besser, die eher „Ãœberbelichtet“, also länger belichtet waren, als die Kamera mir sagen wollte. Empfand der Belichtungsmesser der Kamera eine Belichtungszeit von z.B. 10″ als ausreichend für ein optimal belichtetes Bild, so stellte ich 15″ ein und das Resultat gefiel mir so bedeutend besser.
Ich mag es also, wenn viel zu sehen ist. Ich finde es faszinierend was der Sensor so alles an Details, ja sogar noch Farben einfangen kann, was für unser Auge einfach nur Schwarz/Weiß und dunkel wirkt. Die nachfolgenden Bilder meines zweiten Anlaufpunktes zeigen dies auch noch einmal recht gut.
Hauptplatz ist nach einer knappen Stunde eingefangen, nun geht es an den zweiten Punkt den ich mir für diesen Abend ausgesucht habe. Ein wenig außerhalb des Ortes oben in den Weinbergen hinter der Schnellstraße. Auf meinem Weg dorthin bemerkte ich, wie so langsam der Mond aufging. Es war jetzt knapp 22:00 Uhr und Mondaufgang war für 21:46 Uhr vorherberechnet, wie ich später dann gesehen habe. Also ein weiterer Punkt den es zu beachten gilt; Mondaufgangszeiten und Mondphasen beachten.
Im Nachhinein wäre es sinnvoller gewesen zuerst auf die Weinberge zu fahren um einen wirklich klaren Sternenhimmel zu bekommen. Denn so überstrahlte der fast noch volle Mond doch sehr viele Details am Himmel. Nichtsdesdotrotz versuchte ich mein Glück einiger Nachtbilder mit Sternenhimmel zu realisieren. Da der Mond zum Glück noch nicht allzu hoch stand waren die Sterne noch recht gut zu sehen und ich versuchte mein Glück. Und schon stand ich vor dem nächsten Problem. Der Autofokus versagte
, er fand einfach keinen Kontrast. Nun hatte ich zwei Möglichkeiten; entweder manuell Fokussieren, oder irgendwo einen ausreichenden Kontrast in ähnlicher Entfernung suchen, dort automatisch fokussieren und dann den Autofokus abschalten und die Kamera wieder zum ursprünglichen Bild ausrichten. Ich entschied mich nach einigen Fehlversuchen beim manuellen fokussieren dann für letzteres und siehe da, es funktionierte perfekt.
Nun spielte ich mich so richtig, ich schaffte es sogar auf einem Bild die Nacht zum Tage zu machen (dieses fehlt hier in der Auswahl, ich muss es erst noch bearbeiten). Auch fand ich hier oben die Lichter der Ortschaft sehr ansprechend und probierte ein paar Einstellungen durch. Leider störten die vorbei fahrenden Autos auf der Schnellstraße doch mehr als ich zunächst dachte. So lang gezogene Strichspuren von Autoscheinwerfern sehen zwar in der Regel recht cool aus, aber in diesem Fall konnte ich es gar nicht brauchen. So war es ein wenig Glückssache, bis ein passendes Bild im Kasten war.
So langsam wurde mir nun kalt. Der Kaffee war auch inzwischen aus und der Mond fing an immer mehr zu überstrahlen. Doch ein Bild musste noch her. Ich hatte auf der Suche nach einem geeigneten Standpunkt für das obige Bild, etwas hinter mir, eine Reihe alter Obstbäume bemerkt, diese bildeten vor dem vom Mond bestrahlten Himmel eine tolle Siluette, welche ich unbedingt festhalten wollte. Dabei ist dann eines meiner Lieblingsbilder dieses Abends entstanden.
Das wars dann, inzwischen war es kurz nach 23:00 Uhr und es wurde Zeit für den Rückweg. Ich konnte es kaum erwarten die Bilder daheim am Rechner anzusehen, endlich in groß und nicht nur am kleinen Kameradisplay. So getan setzte ich mich gleich an den Laptop und fing an die Bilder zu sichten und den Ausschuss auszusortieren. Von den übrig gebliebenen Bildern wollte ich unbedingt noch ein paar bearbeiten. Ich suchte mir die auf den ersten Blick besten sieben Bilder raus und begann meine Arbeit in Lightroom. Weißabgleich einstellen, kleine Belichtungskorrekturen, Lichter und Tiefen anpassen, hier ein wenig Sättigung, dort ein bisschen mehr Kontrast und auf einmal war es 01:00 Uhr und mein Wecker jagt mich bereits um 05:30 Uhr wieder aus dem Bett. Habs dann heute früh irgendwie geschafft, aber es hat sich gelohnt und es war sicherlich der Beginn von noch ganz vielen nächtlichen Fotosessions.
na super… sehen doch gelungen aus!
Habe mich Silvester in Schweden mit Nachtphotos und Nordlichtern herumgeschschlagen… Hatte naturgemäß auch das Problem des streikenden Autofokus. Dem entgeht man aber am besten durch Abschalten…. 😉
Macht Spaß, vor allem wenn ein paar schöne Bilder herauskommen….
Wegen der Taschenlampe… nimm eine Stirnlampe, so hast Du immer die Hände frei!
Gruß
Thomas